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Pilzerkrankungen der Haut (Dermatomykosen)
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Goldhamster sind eher selten von einer Pilzerkrankung betroffen. Pilze können sich genauso wie Milben über die Einschleppung von kontaminiertem Heu, Stroh, erworbenen Einrichtungsgegenständen, anderen bereits befallenen Artgenossen oder die falsche Haltung (fehlende Luftzirkulation und Feuchtigkeitsstau in geschlossenen Gehegen) sowie Immunschwächung (siehe Kapitel Schwächung des Immunsystems) krankmachend auf dem Hamster ansiedeln und ausbreiten. Die auftretenden Symptome sind in der Regel: Kreisrunder oder ovalförmiger Haarausfall bzw. Haarbruch (kurze abgebrochene Haarreste an der Oberhaut) mit oder ohne Schorf- und/oder Krustenbildung sowie Schuppenbildung mit teilweise starkem Juckreiz der Kopfhaut, Gliedmaßen und/oder im Flanken- Rückenbereich. 

Wegen des typischen Erscheinungsbildes dieser Pilzerkrankung wird in der Praxis oftmals von einer sogenannten Ring- oder Glatzflechte gesprochen. Die umgangssprachliche Bezeichnung Flechte (= Lichen) resultiert aus der Ähnlichkeit des äußeren Erscheinungsbildes (Hautschuppung) des Pilzbefalles der Haut mit pflanzlichen Flechten (natürliche "Lebensgemeinschaft" zwischen Pflanzen und bestimmten Pilzen in der freien Natur). 

Es existiert eine Vielzahl von verschiedenen krankmachenden (pathogenen) Hautpilzen (Dermatomykosen). Goldhamster sind in der Regel von sogenannten zoophilen (= felltragende Tiere) Fadenpilzen (Dermatophyten) der Gattung Trichophyton (Trichophytom mentagrophytes) oder einer Unterart (Subspezies) der Gattung Microsporum (Microsporum canis) befallen. Der Fadenpilz nistet sich in der Oberhaut und/oder den Haarfollikeln des Hamsters ein und kann in fortgeschritteneren Stadien bis in das tiefer gelegene Unterhautbindegewebe vordringen und dort zusätzlich eitrige Hautveränderungen (Abszesse) verursachen können. 

Pilzerkrankungen sind vom Hamster auf den Menschen übertragbar (Zoonose), daher ist unbedingt darauf zu achten besondere hygienische Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehört, neben dem klassischen Händewaschen vor und nach jedem direkten Kontakt zum Hamster oder seiner Behausung/Einrichtung, die gründliche Hände bzw. Hautdesinfektion beispielsweise mit: Kodan forte farblos, Sagrotan, Softasept, Cutasept F, Desderman uvm. Desinfizierende Waschlotionen eigenen sich für die Abtötung von Pilzen (fungizide Wirkung) in der Regel nicht, da sie in den meisten Fällen lediglich gegen Bakterien und Viren wirken. Denkt bitte auch an die mögliche Kontaminierung von Kleidungsstücken (mindestens bei 60 Grad waschen, wenn möglich oder spezielle desinfizierende Waschzusätze (Sagrotan, Canesten, Impresan u.a.) in die Waschmaschine geben.

*** Beim Menschen führt der Befall im Übrigen zu ähnlichen Symptomen wie beim Hamster und beginnt meistens mit kleinen haarlosen geröteten Stellen an der Kopfhaut oder weisslichen Verfärbungen und/oder Verdickungen der Fingernägel und bedarf einer hartnäckigen ärztlichen Behandlung ***

Besteht Eurerseits der Verdacht auf eine Pilzerkrankung bei Eurem Hamsterchen, sucht bitte unverzüglich einen Tierarzt auf und schildert ihm Eure Bedenken damit dieser sich schützen (Handschuhe, Desinfektion etc.) kann. Auf eigenmächtige Therapieversuche mit handelsüblichen Medikamenten gegen Pilze solltet Ihr wie in allen Krankheitsfällen unbedingt verzichten. In der Regel schaden diese dem Tier mehr als sie ihm gut tun und der Weg zum Tierarzt muss trotzdem erfolgen. Nachdem der Tierarzt Euer Hamsterchen eingehend untersucht hat (klinisches Erscheinungsbild, Fluoreszenztest mittels Ultraviolettlampe) und ggf. zusätzliche labortechnische Untersuchungen (Kultivierung = Künstliche Anzucht und Nachweis des Pilzes auf Basis eines tiefen Hautabstriches oder einer Haarbalgprobe auf einem speziellen Nährboden unter optimalen Wachstumsbedingungen) durchgeführt hat, kann eine endgültige Aussage über einen positiven oder negativen Pilzbefall getroffen werden.

Ist Euer Hamster von einem Pilz befallen verordnet der Tierarzt je nach Ausbreitungsstadium ein lokal auf die befallenen Stellen aufzutragendes pilztötendes Medikament (Antimykotika) in Form einer Salbe, Lösung oder eines Puders. Antimykotika wirken auf Basis verschiedener Wirkungsmechanismen und müssen je nach Art des diagnostizierten Pilzes ausgewählt werden. Unter anderem besitzen alle Pilze in ihrer Zellwand Bestandteile, die innerhalb menschlicher Zellen nicht vorkommen (beispielsweise Chitin oder Ergosterol)  - Antimykotika machen sich diese Eigenschaft in ihrer Wirkweise zu Nutze. Antimykotika hemmen oder verhindern bestimmte - für den Pilz lebensnotwendige - Stoffwechselvorgänge, sodass dieser letztendlich abstirbt oder stark in seinem Wachstum gehemmt wird.

Ist der Befund des Pilzbefalles bereits fortgeschritten und hat sich auf andere Organstrukturen ausgebreitet erfolgt in den meisten Fällen eine zusätzliche Behandlung "von Innen". Dafür werden bestimmte Antimykotika über das Mäulchen (oral) des Hamsters verabreicht, welches Ihr vom Tierarzt erhaltet. Falls Euer Tierarzt antimykotische Wasserbadezusätze verordnet, sprecht bitte über andere oben genannte Behandlungsmöglichkeiten mit ihm. Kein Hamster dieser Welt badet gerne (außer im Sandbad), da er von seiner Fellstruktur und allgemeinen körperlichen Konstitution nicht darauf ausgerichtet ist nass zu werden! Jedes Wasserbad wäre die reine Qual - für Halter und Hamster!

In den meisten Fällen kann sich ein immunstabiler Hamster gegen eine Vielzahl von körperfremden  "Eindringlingen" zur Wehr setzten, daher achtet bitte ständig darauf das sein Immunsystem nicht unnötig geschwächt (siehe Kapitel: Schwächung des Immunsystems) wird. Dadurch erspart Ihr Eurem Hamster und auch Euch selbst eine Vielzahl von evtl. auftretenden Problemen und sichert ihm gleichzeitig ein unbeschwertes und langes Hamsterleben!

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